Wettbewerb KIGA Bernhardsthal

Architektonisches Konzept

Betrachtet man den gesamten Gebäudekomplex, bestehend aus ehemaligem Kloster, Sozialstation, Altenwohnungen und Kindergarten, gilt es, gute Bedingungen für die künftige Entwicklung des Objektes zu schaffen. Dabei ist eine saubere Trennung zwischen Klostergebäude und Kindergarten sinnvoll, damit eine variable Nutzung des ehemaligen Klosters möglich wird. Aus Kostengründen wurde lediglich die Nutzung des bestehenden Kloster-Liftes für den barrierefreien Zugang zum Bewegungsraum im Untergeschoß als Schnittfläche akzeptiert. Um den Erweiterungsbau klein zu halten, wurden möglichst viele Funktionen im Bestand untergebracht. Die Gartenflächen wurden dabei maximiert. Mit dem Umbau der Gruppe 1 war es möglich, einen großen zentral gelegenen Mehrzweckraum zu schaffen.

Die Eingangssituation wurde beibehalten. Mit einer Hubplattform lt. OIB Richtlinie 4 / 2.1.5. wird die

Barrierefreiheit auf kostengünstige Weise gewährleistet. Ein zugebauter Windfang schafft Platz für das Abstellen von

Kinderwägen. Vom Windfang aus gelangt man in die zentrale, übersichtliche Halle mit der in zwei Teile gegliederten Küche: ein abschließbarer Bereich, der dem Kochen oder Regenerieren vorbehalten ist, und ein allgemein Zugänglicher zum Wassertrinken oder als Cafeteria nutzbar.

Der barrierefreie Zugang zum Bewegungsraum im

Untergeschoß wird mit einer Lifttreppe oder einer versenk- oder hochklappbaren Hubplattform lt. OIB Richtlinie 4 / 2.1.5. kostengünstig und platzsparend hergestellt. Die Personalumkleide wurde ins Untergeschoß verlegt.

Freiraumgestaltung

Durch die Anordnung des Zubaus und des Geräteschuppens mit den runden Gebäudeformen ergibt sich ein fließender

Außenraum, der die Kinder zum Bewegen animiert. Eine Nutzung aller Bereiche der Außenanlagen wird durch die Anordnung von Attraktionen provoziert.Die drei bestehenden Bäume konnten erhalten bleiben, sie bieten Schatten und wirken zentrumsbildend. Zwei Neupflanzungen füllen den neu erschlossenen Außenraum..

Vorplatz des Kindergartens – Eingangsbereich

Als Treffpunkt nicht nur für Eltern sondern für die ganze Gemeinde wird eine Verkehrsberuhigung vor dem Kindergarten und dem Museum vorgeschlagen. Eine

Durchfahrt für PKW ist nicht zwingend notwendig. Zusammen mit dem Museumsvorplatz kann eine Platzgestaltung mit

Aufenthaltsqualität, schattenspendenden Bäumen und ausreichend Parkplätzen etabliert werden. Sogar eine neue Ortsmitte mit Marktplatz ist möglich. Vor dem Kindergarten kann eine Spielstraße entstehen.

Kleiner Hof

Die Sitzstufenanlage lädt zum Theaterspielen ein. Variable Sitz- und Spielelemente können als Requisiten dienen, auch eine Freiklasse oder Picknicks können abgehalten werden.

Bewegungshügel und Aussichtsterrasse

Der Rundbau des Geräteschuppens vermittelt mit seiner Form zwischen dem kleinen, höher liegenden Garten des Museums und der Kindergartenfläche. Die Steigung wird durch den Bau betont und die Rundung lädt zum ,Umrunden‘ des Bauwerks

ein. Auf dem Gebäude bietet die Spiel- und Aussichtsterrasse neue Perspektiven auf die Kindergartenanlage. Die Kinder können ihren Kindergarten von einer erhabenen Position aus erleben.

Spielwiese

Die Spielwiese ist der zentrale Ort der gesamten Außenanlage mit kurzer Anbindung an den Geräteschuppen, den Sandspielbereich und den Obstgarten.

Bewegungsgraben

Der Abhang zum Bewegungsraum wurde bisher schon gerne zum Rutschen und Klettern genutzt. Eine Neuordnung soll die Situation noch verbessern. Der Außenraum wird so von ganz unten nach ganz oben neu erlebbar.

Denkmalpflegerischer Aspekt

Der Zubau der Kindergartengruppe 3 ist symmetrisch auf den Mittelrisalit der Ostfassade des Klosters ausgerichtet. Der Anschluss des Zubaus an das historische Gebäude erfolgt mit Glasoberlichten und einer Glasfassade, so dass die bestehende Klosterfassade durchgängig erkennbar bleibt. Eine Trennung von Alt und Neu ist deutlich ablesbar.

Der runde Abschluss des Zubaus bezieht sich auf den runden Erkerturm an der Nordwestseite des Klosters von 1926 und auf den ebenfalls runden apsisartigen Abschluss des Erweiterungsbaus aus dem Jahre 1991.

Der Vorschlag für den Geräteschuppen im Gartenbereich beim Museum folgt der gleichen Formensprache wie auch die Rotunde der benachbarten Kirche.

Aus Respekt vor dem Klosterdenkmal wird die Fassade verputzt und nicht mit modischem Fassadenmaterial, wie Holzlatten oder ähnlichem, versehen. Geringe Bau- und Erhaltungskosten sind dabei ein angenehmer Nebeneffekt.

Farb- und Materialkonzept 

Der Zubau wird mit einer Putzfassade in einem mittleren bis dunklen Beigeton, der zu den vorgefundenen Farben der Bestandsfassade passt, ausgeführt. Die Glasflächen stehen in einem harmonischen Verhältnis zur Fassadenfläche. Die Holzfenster mit Aluschale werden, dem Bestand entsprechend, außen weiß und innen Holzfarben erscheinen. 

Der Geräteschuppen mit Aussichtsturm wird ebenfalls mit Putzfassade gleicher Färbung ausgeführt.

Die einladenden Materialien und die freundliche Anmutung des Außenraums sollen auch im Innenraum fortgesetzt werden. 

Fein abgestimmte Wandfarben und wertige Materialien
(Holz, Linoleum, Parkett) bilden zusammen mit der Lichtgestaltung eine harmonische Atmosphäre, die der Begegnung mit den Kindern zuträglich ist.

Auf Versiegelung im Außenbereich wird verzichtet. Die Wege werden mit wassergebundener Decke ausgeführt.

Möglichkeit der Erweiterung, Gruppe 4

Über der Stiege ins Untergeschoß wird eine Treppe ins Obergscgoß angeordnet. Die Garderobe der Gruppe 3 kann dabei leicht adaptiert werden.

Das Dach über Gruppe 3 dient als direkter Außenbereich für Gruppe 4.

Mit dem Dach über der Gruppe 3 und dem begehbaren Geräteschuppen ( Spiel- und Aussichtsterrasse) stehen für die vier Gruppen 1.180 m2 Außenbereich (d.h. 295 m2 pro Gruppe) zur Verfügung.

Bautechnik

Der Baukörper des Zubaus ist eingeschoßig, mit Flachdach gedeckt und nicht unterkellert.

Der Zubau soll in Holzriegelbauweise mit einer Dachkonstruktion aus Kreuzlagenholz errichtet werden. Der Dachaufbau wird hinterlüftet, ein Foliendach mit extensiver Dachbegrünung bildet den oberen Abschluss. Die Dachfläche wird als temporärer Wasserspeicher genutzt (Extensivdach) und erhöht die Pflanzendiversität am Standort.

Um den Erhalt des Baumbestandes zu gewährleisten (Schutz der Wurzeln) und um Beton und Kosten einzusparen, werden Schraubfundamente für den Zubau eingesetzt. Die Bodenplatte wird mit Steckeisen am Altbestand befestigt.

Feuchteschäden im Bereich der Kellerwand können im Zuge der Baumaßnahmen professionell trockengelegt werden.

Energiekonzept – Haustechnik

Alle Bauteile weisen Passivhausqualität auf. Aufgrund des AV-Verhältnisses hat das Gebäude Niedrigstenergiehausstandard. Das Ärztezentrum wird nur tagsüber zu Geschäftszeiten genutzt, daher reichlich interne Wärmegewinne, die über eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärme-, Kälte- und Feuchterückgewinnung im ganzen Gebäude verteilt und genutzt werden können.
Für die Temperierung des Gebäudes wird der hohe Grundwasserspiegel mittels einer Wasser-Wasser Wärmepumpe genutzt (ev. kann der vorhandene Brunnen dafür herangezogen werden). Mit geringem Energieaufwand kann das Grundwasser direkt zum Kühlen verwendet werden. Die Wärmeverteilung erfolgt über Stahlbetondecken, die mit Bauteilaktivierung zum Heizen und Kühlen ausgestattet sind. Wenn erforderlich (z.B. Gynäkologie) kann mit Infrarotpaneelen auf Temperaturschwankungen reagiert werden. Durch die niedrige Vorlauftemperatur ist die Luftumwälzung gering. Es gibt wenig Staubentwicklung.
Auf dem Flachdach wird eine 20 KWp Photovoltaikanlage mit Ost-West Ausrichtung mit je 10 Grad Neigung erstellt. Ein Stromspeicher mit 20 KW/h optimiert die Eigenstromnutzung und dient zugleich als Notstromversorgung.

Photovoltaikanlage

Auf dem Flachdach könnte eine 16 kWp Photovoltaikanlage mit Südausrichtung mit je 10 Grad Neigung erstellt werden. Allerdings ist im vorliegenden Entwurf der Baumbestand erhalten worden. Die Verschattung durch die Bäume beeinträchtigen die Effizienz der PV Anlage deutlich.

Außerdem hätte eine 4.Gruppe keinen direkten Zugang zu einem Außenbereich. Es wird daher vorgeschlagen, die PV Module auf dem Otto Berger Heimatmuseum anzubringen. Hier sind sogar 40 kWp in Ost/West/Süd Ausrichtung möglich, das entspricht einem Energieertrag ca. 40.000 kWh/Jahr. Der Zubau zum Kindergarten benötigt inklusive Warmwasserbereitung ca. 4000 kWh/Jahr.

Sommerliche Überhitzung

Die südseitige Verglasung der Gruppe 3 wird größtenteils durch den Laubbaum verschattet. Die Fensterflächen des Zubaus, mit Ausnahme der Nordseite, sowie das Glasoberlicht erhalten außenliegenden Sonnenschutz (Raffstoren). Durch automatisierte Querlüftung wird bei Nacht gekühlt. Eine Klimaanlage ist nicht vorgesehen.

Mitarbeit: D.I. Karin Kitzwögerer, Valerie Wolfsberger, Samuel Haas