Sozialzentrum Egg
Sozialzentrum Egg, Vinzenzheim
Architektonische Idee
Das neue Vinzenzheim soll einen offenen und einladenden Eindruck vermitteln. Leichte schwebende Baukörper mit einer warmen und freundlichen Erscheinung helfen Barrieren abzubauen und Schwellenängste zu reduzieren. Im Sockelgeschoß unterstützen opake und transparente Glasfelder den architektonischen Ansatz. Die Holzfassade knüpft an die hiesige Holzbautradition an und fügt sich gemeinsam mit dem Kindergarten und dem Heizwerk in die gegenwärtige Architekturlandschaft Vorarlbergs ein. Holz als Außenhülle transportiert Nestwärme, Heimat und Tradition. Die Innenräume sollen durch den vertrauten Baustoff Holz ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit schaffen. Offenheit und Transparenz bieten größtmöglichen Kontakt zur sozialen und landschaftlichen Umgebung. Die Eingangshalle verbindet den Straßenraum mit dem Garten des Vinzenzheimes. Verwaltung und Küche öffnen sich dem Freiraum zum Heizwerk und zur Schule. Durch verglaste Lufträume und Stiegenhäuser werden die Geschosse vertikal miteinander verbunden. Die Wohnebenen verfügen über abwechslungsreiches Seitenlicht. Der verglaste Erschießungsgang und die nach außen gerichteten Loggien sorgen für ausreichende Orientierung und bieten Aussicht in die Umgebung.
Städtebauliches Konzept
Die Baukörper des Pflegeheimes und des betreuten Wohnens sind parallel zur Pfisterstraße situiert und gehen durch ihre gegeneinander verschobenen Wohntrakte und den klar ablesbaren und belichteten Mitteltrakt auf die Grundstücksform und die benachbarte Bebauung ein. Die Ost-West ausgerichteten Baukörper öffnen die Anlage zum Pfisterbach und formulieren den Abschluss der Bebauung zum Ortskern hin. Der Baukörper des betreuten Wohnens schließt die Lücke und formuliert den Platz zwischen Hauptschule und Turnhalle. Das Heizkraftwerk wird durch die neue Bebauung eingefasst und bietet räumlichen Abschluss zu den straßenseitigen Außenbereichen des Sozialzentrums. Zwischen Straße und Pflegeheim lädt ein großzügiger Vorplatz zum Verweilen und zum Kontaktaufnehmen ein. Das zurückversetzte Erdgeschoß bietet Überdachung.
Umsetzung der pflegerischen Vorgaben
Im Betreuten Wohnen leben die Bewohner selbständig mit eigenen Freibereichen und Gartenzugang. Das Pflegeheim wurde bewusst ohne privaten Freiraum ausgestattet um die sozialen Kontakte zwischen den Bewohnern zu fördern. Hierfür bieten die gemeinschaftlich nutzbaren Flächen für Wohnen und Essen, die kleinen Vorplätze der privaten Zimmer, sowie die Balkone ein vielseitiges Angebot. Die Verbindung zwischen Wohnhaus und Pflegeheim ermöglicht die Kommunikation der Bewohner beider Bereiche im Wintergarten und auf der Dachterrasse. Die Kapelle als kommunikativer Ort und Begegnungszentrum ist am Kreuzungspunkt zwischen Eingang und Dorf situiert.
Aussenanlagen
Ein Garten der Jahreszeiten, ein Garten der Sinne, Treffpunkt und Rückzug, Erholung und Bewegung – Möglichkeiten, die die Außenbereiche des Seniorenheimes anbieten. Baumgruppen, als verbindendes Element des Freiraums bestehend aus Zierkirschen Hainbuchen oder Blaseneschen lassen die Jahreszeiten durch Blüten und Herbstfärbung erleben und bilden sowohl Treffpunkte als auch Orientierungspunkte. Die Baumgruppen gliedern den straßenseitigen öffentlichen Vorplatz und durchziehen den abgeschlossenen privaten Garten. Der öffentliche Vorplatz begrüßt die Gäste und lädt die BewohnerInnen zum Kontakt mit der Bevölkerung des Ortes ein. Gemütliche und seniorengerechte Sitzbänke im Schatten der Baumgruppen geben die Möglichkeit zum Beobachten und Flanieren. Die Oberflächengestaltung mit großformatigem Naturstein unterstreicht den Eingang zum Foyer und den Treffpunkt vor der Kapelle. Der private Garten ist unterteilt in einem abgeschlossenen, geschützten und hausnahen `Innenhof ` (Dementengarten) und einem therapeutischen Nutzgarten im nördlichen Teil. Den privaten Garten durchzieht ein Wegesystem, das zwischen verschiedenen Rundgängen wählen läßt. Die Wege führen vorbei an duftenden Staudenbeeten, Gräsern, Rosen und offenen Rasenflächen, die Erinnerungen an den eigenen Garten aufkommen lassen. Neben einem zentralen Sitzplatz mit Wasserbecken bieten Sitzplätze entlang des Weges und im Schatten der Baumgruppen die Möglichkeit zur Rast. Ein Nutzgarten mit Hochbeeten, gedacht für die BewohnerInnen des Betreuten Wohnens ermöglicht das Pflanzen von Gemüse und Blumen in angenehmer Höhe. Zusätzlich eröffnet eine Terrasse im ersten Stock den motorisch eingeschränkten BewohnerInnen zu jeder Jahreszeit den Weg ins Freie.
Energiekonzept / Haustechnik
Die Wärmebereitstellung erfolgt durch das örtliche Wärmeversorgungsnetz / Fernwärme. Die Wärmeverteilung erfolgt über Fußbodenheizung bzw. Niedertemperatur Heizkörper in untergeordneten Räumen. Für Zulufterwärmungen und Frischluftvorwärmungen werden separate Kreise aufgebaut. Zusätzlich werden Temperatur- und Zeitprogrammierungen sowie eine „optionale“ Einbindung einer „direkt cooling Funktion“ in die Fußbodenkreise möglich. Über Einzelraumregelungen werden die Temperaturen in den jeweiligen Räumen und Zonen individuell steuerbar. Die Warmwasserbereitung mit einem Warmwasserkombispeicher wird über die zentrale Heizungs-anlage nachgeheizt. Eine Solarkollektoranlage, welche auf einen sinnvollen solaren Jahres-Deckungsanteil ausgelegt ist, unterstützt im Winter die Heizung. Das gesamte Raumvolumen im Gebäude wird über bedarfsgesteuerte, mechanische Lüftungsanlagen mit Frischluft versorgt. Die Anlage wird mit einer hochwertigen Wärmerückgewinnung aus der Abluft (>80%) ausgestattet. Zugfreie Einbringung der Frischluft, hochwertige, zweistufige Filtereinheiten, sowie energieeffiziente Gleichstromventilatoren verbessern Hygiene- und Komfort bedingungen in den Innenräumen entscheidend. Die Außenluft wird über einen Solekreis geführtes Vorheizregister vorgewärmt, wodurch Vereisungen der Wärmetauscher in den Lüftungsgeräten ohne Energieeinsatz verhindert werden. Wenn möglich wird dafür ein bestehender Tagwasserablauf als Energieträger verwendet. Hierbei wird das Tagwasser (Erdwärme) primärseitig über einen Plattentauscher geführt und sekundärseitig ein Solekreis für die Außenluftvorwärmung (Winterfall) und Außenluftkühlung (Sommerfall) verwendet.
Partnerarchitekt: D.I. Hubert Hartl
Mitarbeiter: D.I. Karin Kitzwögerer, D.I. Michael Klauser, cand.arch. Katharina Bauer, cand.arch. Kerstin Huber,
Landschaftsarchitektur: D.I. Ulrike Seher, gruenhoch3
Statik: D.I. Günther Hammerer, planDREI Statikbüro ZT GmbH
Brandschutz: Ingenieurbüro Huber