Kindergarten Drasenhofen / NÖ
Kindergarten Drasenhofen / NÖ
Wettbewerbsgewinn 2006, Niedrigstenergiebauweise, Passivhaustechnik
Der Kindergarten liegt am Ortsrand an der Straße nach Steinebrunn in Sichtweite der Kirche und der Hauptschule. Die benachbarte Bebauung besteht aus Einfamilienhäusern. Im Nordwesten gibt es zwei Weinkeller, die ganz oder teilweise im begrünten Erdhügel eingebettet sind.
Die relativ große Baumasse des Kindergartens wird durch das Eingliedern des Bauwerkes ins Gelände und den Überzug des Daches mit nutzbarer Grünfläche auf ein angenehmes Maß reduziert. Eine bauliche Konkurrenzsituation gegenüber der Kirche wird dadurch vermieden.
Mit Ausnahme des Mehrzweckraumes ist der Kindergarten ebenerdig und barrierefrei angelegt. Der Baukörper ist kompakt in funktioneller, energetischer und wirtschaftlicher Hinsicht konzipiert. Durch die Begrünung des gesamten Daches wird die für die Kinder benützbare Gartenfläche maximiert.
Der Kindergarten Drasenhofen wird von Süden her erschlossen. Über einen sonnigen in kräftiges Orange getauchten Windfang, der sich zum Einstellen der Roller und Kinderwägen eignet, gelangt man in die zentrale Halle. Von hier aus erreicht man alle wesentlichen Angebote auf kurzem Wege. Bis auf den Mehrzweckraum und die Bibliothek im Obergeschoss funktioniert der Kindergarten auf einer Ebene. Die Halle ist gänzlich in zartes Rosa getaucht und wirkt, ergänzt durch das Lichtgrün der Küche und die bienenkorbartigen Farbcodes der Gruppenräume, harmonisch, warm und einladend.
Die Halle stellt im Grundriss ein nach Süden ausgerichtetes Kreuz dar. Die Hauptachse dient der Erschließung und bietet Durchblicke auf den historischen Ortskern von Drasenhofen. Die Querachse dazu dient der Kommunikation – von Ost nach West. In der Küche werden gemeinsam Keks und Kuchen gebacken. Die herausziehbaren Podeste für die Kinder dienen der Begegnung auf gleicher Augenhöhe. Im Kinderrestaurant mit Blick auf die Terrasse und die zahlreichen Kletterangebote des Außenraumes wird auch zweisprachig geredet. Zahlreiche Anlässe für körperliche Aktivität bietet der reich ausgestattete Bewegungsraum. In den Pausen kann man von der Terrasse aus nach Mikulov sehen.
Erworbenes Selbstvertrauen, Freude an Kommunikation und Aktivität sollen die Kinder beim Überschreiten von Grenzen aller Art unterstützen.
Der grasgrüne Linoleumboden holt die Farbigkeit der Natur des Außenraumes in den Gruppenraum herein. Zusammen mit dem hellen Holz der Einbaumöbel und den freundlichen hellgelben Wandfarben und Vorhängen entsteht eine Atmosphäre von Heiterkeit und Geborgenheit.
Der Gruppenraum wird durch die Einbauten in verschiedene Funktionsbereiche gegliedert. Markant ist jedenfalls der Turm, der bis in das obere Geschoss reicht. Er beinhaltet unten die Märchenerzählhöhle. Eine umlaufende teppichbezogene Sitzbank lädt zum Zuhören ein. Die dichte Atmosphäre wird durch diffuse Beleuchtung und gedämpfte Akustik erreicht. Auf dem Turm wurde eine Kinderwohnung mit Puppenstube eingerichtet. Ein Ausgang in die Bibliothek des Obergeschosses ist vorhanden und kann, so gewünscht, von den BetreuerInnen freigegeben werden.
Die Theaterbühne veranlasst die Kinder immer wieder zu neuen Spielvarianten. Kleine Aufführungen werden durch die Kinder organisiert und bereichern den Kindergartenalltag. Die Bühne wird aber auch als Spielpodest genutzt. Auf diesem geschützten Bereich entstehen die waghalsigsten Türme. Eine herausnehmbare Platte eröffnet eine Spielmulde aus der heraus man nun rundum bauen kann.
Unter der Turmstiege gibt es einen Kaufmannsladen und Ablagen für Verkleidungsmöglichkeiten. Insgesamt bietet die Inneneinrichtung des Gruppenraums viele Abstellmöglichkeiten: die Schubladen unter dem Podest, der Stauraum unter der Tribüne und der große Schrank in der Märchenhöhle. Der für Kindergärten vorgeschriebene Abstellraum konnte entfallen, zur Freude und zum Nutzen der Kinder.
Die Bibliothek im Obergeschoss wartet mit Büchern in den beiden Landessprachen auf. Die Regale präsentieren die Bücher mit dem Cover nach vorne, ganz unten am Boden – wo die Kinder sind. Die warmen Farben verleihen den lichtdurchfluteten Raum eine muntere Stimmung. Im angrenzenden Mehrzweckraum wird den Kindern unter anderem Tschechisch beigebracht.
Die Architektur des Kindergartens Drasenhofen soll der Inspiration und der Horizonterweiterung der Kinder dienen. Mögen aus ihnen aufrechte und freiheitsliebende Menschen werden.
Partnerarchitekt: D.I. Hubert Hartl
Mitarbeit: D.I. Michael Klauser, D.I. Andreas Hradil, D.I. Andreas Amann, D.I. Peter Larcher
Haustechnik, Bauphysik: Solar4You, D.I.HTL Johannes Stockinger
Statik: D.I.Dr. Klaus Petraschka
Lichtplanung: Jakob Uhl
Landschaftsplaner: D.I. Joachim Kräftner, D.I. Clemens Kolar