B&B Hotel Wels
Die Überarbeitung des Projektes basiert auf den Stellungnahmen des Gestaltungsbeirats sowie unseren weiterführenden Überlegungen zur besonderen Lage des Bauplatzes, zur Position des Gebäudes am Grundstück und zur Gesamtgestaltung des Bauwerks.
Entwurfsgedanken
Durch eine Drehung des Baukörpers um 9 Grad konnte die Garagenrampe verlängert und damit die Tiefgarage vollständig abgesenkt werden. Die Premiumzimmer, die im vorhergehenden Entwurf den Baukörper durch Erker gliederten, waren zum Teil zur stark befahrenen B 137 ausgerichtet. Daher wurden die Premiumzimmer zusammengefasst und an der Süd-West Ecke des Bauwerks, nahe dem Lift, angeordnet. Der neu entstandene Erker beruhigt den Baukörper und markiert den Eingang.
Die Wohnung der Hotelbetreibers wurde in den ersten Stock verlegt. Dadurch konnte im Erdgeschoß ein Durchgang vom Frühstücksraum zum Parkplatz und eine bessere Situierung des Müllraums geschaffen werden.
Damit alle Hotelgäste den gleichen Bezug zum Außenraum haben, wurden anstatt einzelner Balkone in allen Zimmern französische Fenster angeordnet. Die Verteilung der Öffnungen in der Fassadenfläche wurde anstelle der orthogonalen Anordnung aufgelockert. Damit erscheint das Bauwerk als ein moderner Beherbergungsbetrieb dessen Gäste als Individuen wahrgenommen werden. Die in den Dämmstoff der Fassade eingearbeitete Abschrägung signalisiert die Offenheit des Unternehmens und wirkt einladend.
Um die Qualität des Bauwerkes zu erhöhen, wurden auf dem Dach vier Premiumzimmer und eine Lounge situiert. Damit bekommt dieser Bereich eine Nutzung und das Hotel einen Mehrwert. Die Pergola spendet Schatten und dient als Rahmengerüst für die Hochführung lüftungstechnischer Infrastruktur (Entlüftungen etc.).
Die Photovoltaikanlage wurde auf dem Dach der Premiumzimmer installiert. Um eine kompaktere Gebäudehülle zu erhalten, wurde an den Gebäudeschmalseiten eine Abschrägung vorgenommen. Der Baukörper wirkt dadurch dynamischer, was auch seiner Situierung inmitten der Verkehrsflüsse entspricht.
Im Erdgeschoß wurde ein Gästezimmer verlegt, damit die Notstiege bis zur Ebene Null durchgehen kann. Das Stiegengeländer besteht aus einem Metallband um eine skulpturale Wirkung zu erzeugen. Das Vordach mit seiner polygonalen Form vermittelt zwischen der Großform des Bauwerks und den organisch angelegten Außenanlagen. Die V-Stützen verweisen auf die bereits angesprochene Dynamik des Ortes.
Der ebene Baugrund soll durch Anschüttung von bepflanzbaren Hügeln außenräumliche Qualitäten erhalten. Es entstehen geschützte Bereiche im Bereich des Frühstücksraums und der barrierefreien Zimmer. Der Eingangsbereich des Hotels erhält durch die Bepflanzung eine natürliche Fassung. Die oberirdischen Parkplätze integrieren sich in die Bepflanzung.
Position
Durch eine leichte Abschrägung des Baukörpers zur Kreuzung Linzer Straße / lnnviertler-Straße wendet sich das Gebäude mit der Schmalseite, an der sich der Hoteleingang befindet, diesem stark frequentierten Verkehrsknoten etwas mehr zu. Die geringe Drehung des Baukörpers schafft die Voraussetzung für eine Absenkung des Gebäudes. Der Baukörper ist dadurch besser in den dominierenden Verkehrsraum bzw. dessen Flussrichtung eingebunden.
Baukörper
Die akzentuierte Behandlung des Vordaches schafft eine klare Unterscheidung zwischen der EG-Zone und dem darüberliegenden Baukörper. Unterstrichen wird diese Gliederung zusätzlich durch die Auswahl der Oberflächen, nämlich Holz als Gestaltungsmaterial im Erdgeschoß und unterschiedlich strukturierter Verputz in den Obergeschossen. Unter dem umlaufenden, extensiv begrünten Vordach entstehen im Erdgeschoß gedeckte Außenräume mit wechselnder Tiefe, die unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten bieten.
Durch die grundlegende Überarbeitung der Fassade wird das Verhältnis zwischen Fläche und Öffnung in der Außenhülle eindeutig definiert. Auf die komplizierte Teilung der sehr unterschiedlichen Fensterelemente wurde verzichtet, die Belichtungsflächen wurden auf ein ausgewogenes Maß reduziert. Durchgehend als bodentiefe Elemente ausgeführte französische Fenster bringen Klarheit und Ordnung in den Baukörper.
Fassade
Farblich abgestufte und unterschiedlich strukturierte Putze überziehen die Obergeschosse. Anschließend an die Öffnungen bilden auslaufende, plastische Vertiefungen ein zartes Relief. Sie ergänzen den Rhythmus der Öffnungen, es entsteht eine 2. Struktur, die, zusammen mit den Fensteröffnungen, ein homogenes, aber auch lebendiges Bild ergibt. Die unterschiedliche Behandlung der Putzoberflächen bildet die Gebäudehaut und den darunterliegenden Körper ab. Die Fassade des Gebäude Einschnitts, in dem das Fluchtstiegenhaus liegt, ist nach dem gleichen Prinzip farblich, und seine Textur betreffend, zart abgesetzt. Durch Bearbeitung der Grundrisse findet die, vormals auskragende Notstiege, innerhalb der Gebäudekontur Raum – trotz ihrer Lage im Freien.
Garage
Die Verlängerung der Garagenrampe ermöglicht ein komplettes Absenken des Baukörpers bzw. die empfohlene unterirdische Planung der Garage bei Erhaltung der im Vorprojekt ausgeiwsenen Stellplätze; auf eine bauliche Überdeckung der Garagenabfahrt wurde ebenfalls verzichtet. Die Garage ist weiterhin natürlich belüftet.
Begrünung
Die Bereiche mit gewachsenem Boden zwischen Garagenkante und Grundgrenze werden als Grünflächen für die Bepflanzung mit neuen, tiefwurzelnden Bäumen genutzt,da ein Erhalten des Bestandes während der Bautätigkeit unrealistisch erscheint. Oberflächenparkplätze + Zufahrt erhalten begrünte Gittersteine als Belag. Jene Bereiche des Garagendaches, die nicht als Terrasse (Frühstücksraum etc.) oder Zugang genutzt werden sind extensiv begrünt. Mangels ausreichender Aufbauhöhe werden wie im Außenanlagenplan gezeigt, leichte Erdhügel modelliert und mit kleineren Bäumen, Sträuchern und Ziergräsern bepflanzt. Stellenweise sind in dieser gärtnerisch geformten Landschaft die Lüftungsschächte der Tiefgarage verborgen.
Dächer
Das Vordach sowie die gesamte verbleibende Flachdachfläche des Gebäudes ist extensiv begrünt, die vorgesehenen PV-Paneele wurden flächengleich auf das Dach der Premium Zimmer(+ Technikraum) im DG verlegt. Eine großzügige Pergola Konstruktion bietet die Möglichkeit Teile des DG zu nutzen sowie die Haustechnikschächte auf dem Flachdach über den Sicht- und Nutzbereich hochzuführen. Die Pergola ist mit unterschiedlichen, pflegeleichten Rankgewächsen bepflanzt.
Konstruktion
Garage und Erdgeschoss werden als Massivbau errichtet. In Hinblicke auf einen sorgfältigen Umgang mit Ressourcen und den Einsatz von nachwachsenden Baustoffen ist die Errichtung der Obergeschosse bzw. der Zimmer als Modul-Holzbau geplant. Vorteile wie kurze Bauzeit, deutliche Verringerung von Lärm und Abfällen auf der Baustelle etc. sind ein wesentlicher
Bestandteil unserer planerischen Überlegungen. Allerdings ist es in der kurzen, für die Überarbeitung der Pläne zur Verfügung stehenden Zeit, nicht machbar alle relevanten Parameter wie Statik, Konstruktionshöhen, Wirtschaftlichkeit etc. eingehend zu prüfen. Seitens des AG besteht eine klare Präferenz für einen Holzbau als Pilotprojekt für weitere Bauvorhaben.
Gebäudedaten.
Erdgeschoss+ 4 Obergeschosse+ DG, 98 Hotelzimmer/ 66 Standard, 16 Premium, 12 Familie, 4 barrierefrei; natürlich belüftete Tiefgarage, PKW Stellplätze gesamt: 77 (61 Garage+ 16 im Freien); Grundstücksgröße: 3.084 m2, bebaute Fläche inkl. Garage: 685,66 m2, BGF ohne Garage: 3.621,06 m2
Partnerarchitekt: Mag. Arch. Florian Ketter, Architekt Ketter
Mitarbeit: Sabine Bleile, D.I. Karin Kitzwögerer, Valerie Wolfsberger, Samuel Haas