Topografie des Terrors, Berlin

Wettbewerbsbeitrag 2006

Der lang gestreckte Baukörper riegelt das Wettbewerbsgebiet entlang der Berliner Mauer gegenüber dem nördlich angrenzenden Freiraum Richtung Leipziger Straße ab. Die relativ geringe Bauhöhe des Neubaus vermittelt zwischen der niedrigeren Bebauung im Norden, der Berliner Mauer und dem fünfgeschoßigen Bundesministerium der Finanzen im Nordosten und kommt dem Wunsch des Auslobers nach einer zurückhaltenden Bebauung entgegen. Der Brückenartige Baukörper steht ob seiner schlichten Erscheinung in keiner Konkurrenz zum Martin Gropius Bau.

Mit der Situierung des Gebäudes entlang der Berliner Mauer wird diese durch Kontrast und Perspektive zur Diskussion gestellt. Das Bauwerk rückt durch seine Schrägstellung vom Martin Gropius Bau ab und bietet freien Blick von der Wilhelmstraße. Es entsteht eine perspektivische Spannung zwischen der Berliner Mauer, dem Ausstellungsgraben, dem Neubau, dem Bundesministerium der Finanzen und dem Martin Gropius Bau
Die ungeklärte Ecksituation Wilhelmstraße / Niederkirchnerstraße wird mit der Nord / Ostfassade des Neubaus geschlossen.

Das südlich gelegene Ausstellungsgelände wird durch das schwebende Bauwerk im Norden gefasst, die Berliner Mauer bleibt jedoch immer sichtbar. Im Süden und im Osten wird das Areal vom Robinienwäldchen begrenzt. Durch die Stellung des Gebäudes an der Nordgrenze des Bearbeitungsgebietes und seine lang gestreckte Ausrichtung bleibt der Martin Gropius Bau im Westen als Zeitzeuge auf dem Ausstellungsareal präsent.

Die Zeitzeugen Berliner Mauer, Martin Gropius Bau und die Überreste der ehemaligen historisch kontaminierten Bebauung werden für die Besucher des Ausstellungsareals durch das Gebäude an keiner Stelle verdeckt. Der Bodenkontakt des Bückenbauwerks auf drei Stützen wurde aufs Notwendigste reduziert. Der geschichtsträchtige Park mit seiner mahnenden Begrenzung im Norden ist als wesentlicher Ausstellungsinhalt herausgearbeitet. Unter dem schwebenden Gebäude ergibt sich eine Sonderausstellungsfläche von ca. 3.000 m2, die in direkter Verbindung mit dem Ausstellungsgraben, den Freiflächen und den Zugängen in Ausstellung, Seminar und Institut steht.

Die Situierung des Baukörpers verweist auf die Straßenfronten der Gebäude der Geheimen Staatspolizei und des Reichsicherheitshauptamts ebenso wie an die ehemalige Nahtstelle von Ost und West die heute noch durch die Berliner Mauer markiert wird. Hier wird Geschichte gefasst und zentriert im thematischen Zusammenhang zwischen Berliner Mauer, historischen Fundamenten und den Inhalten der Topografie des Terrors.

Der Zugang zum Ausstellungsgelände befindet sich zwischen Martin Gropius Bau und dem Denkmal Berliner Mauer und bietet einen Gesamtüberblick über das Areal und den Ausstellungsgraben. Die Auskragende Brückenkonstruktion nimmt den Besucher ein und unterstützt so die Besuchervorbereitung. Der Haupteingang liegt in der Mitte der Stange und erzeugt durch seine Attraktion einen Sog. Der Besucher geht im Schatten des Baukörpers auf den breitangelegten Treppenaufgang zu, der mit dem hellem Tageslicht vom oben liegenden Foyer auf die Informationen der Topografie des Terrors verweist.

Der starre geradlinige Baukörper wird durch seine Differenzierung in thermische Hülle, Stahlfachwerk, Subkonstruktion, Außenhaut und graphische Gestaltung derselben sowie durch die ständig veränderbaren Einflüsse von Licht und Projektion aufgelöst und steht dadurch in Kontrast zur Berliner Mauer.

Der Besucherbalkon mit dem Überblick über das Ausstellungsgelände ist 2-seitig von der farbig gestalteten Außenhaut umgeben und entfaltet durch seine gewaltige Länge und dramatische Höhe eine mystisch beeindruckende Wirkung.

Partnerarchitekt: D.I. Hubert Hartl

Landschaftsplaner: EGKK, D.I. Martin Enzinger, D.I. Clemens Kolar, D.I. Joachim Kräftner

Statik: D.I. Dr. Klaus Petraschka

Grafik: Zeitraum, Ulla Schneeweis